Kritik – „Surrogates – Mein zweites Ich“
2. Februar 2010 - 23:09 UhrAchtung, es werden hier einige Details verraten, die den Film durchaus „spannend“ machen! Also nur lesen, wenn man bereits genau weiß, wie der Film ausgeht.
Zuerst einmal ein paar Auffälligkeiten:
- der Film läuft bei uns in der zweiten Woche nur noch im kleinsten Kino
- am Tag der Vorstellung konnte man noch in der letzten Reihe Plätze reservieren
- von den 170 Plätzen waren dann auch nur 40 besetzt
Was heißt das? Ist der Film schlecht, ein Flop?
Er beginnt auf jeden Fall recht rasant. Nach einem „Rückblick“ über die letzten 17 Jahre, beginnend mit der Entwicklung von einzelnen Körperteilen, die sich per Gedanken steuern lassen (da befinden wir uns technisch gesehen in etwa gerade) über Prototypen von ganzen Körpern, der Serienreife dieser Körper (=Surrogate) bis hin zum Widerstand der etwa 2 % aller Menschen, die gegen die Benutzung von Surrogates sind, passiert folgendes:
Ein offensichtlich aus reichem Elternhaus stammender junger Mann, der eventuell leicht künstlich aussieht (oder ist das doch einfach zu stark bearbeitet?) teilt seinem Vater mit, dass er sich auf „die Oper“ freut, nur um sich dann von seinem Chauffeur doch in die Disko fahren zu lassen. Verfolgt wird das Fahrzeug von einem Motorad, der Fahrer, typischerweise mit schwarzem Helm, ist nicht zu erkennen. In der Disko angekommen begibt sich der junge auf eine Plattform und springt aus ca. 6 Metern Höhe in die Menschenmenge, niemand wird verletzt !? Aha, also doch nicht zu stark bearbeitet, es ist ein Surrogate. Er tanzt eine junge Blondine an, geht mit ihr ins Freie um Spaß zu haben und wird getötet. Wie die Blondine. Der Motoradfahrer wars, und prompt haut er auch schon ab. Das FBI wird eingeschaltet und Bruce Willis tritt auf: Er sieht aus wie Mitte 30, hat blonde Haare auf dem Kopf (dem ganzen Kopf!) und auch er sieht etwas zu stark bearbeitet aus: ein Surrogate.
Der getötete Surrogate ist nicht registert, die Identität des Operators (also des Menschen dahinter) kann nicht festgestellt werden. Die Blondine ist dafür registert und entpuppt sich als korpulenter, etwas älterer, schmieriger Mann. Und nun das für alle Unglaubliche: Der Operator wurde bei der Verschrottung seines Surrogates getötet. Etwas bisher nie da gewesenes und eigentlich unmögliches. Die Ermittlungen gehen weiter, man erfährt ein paar Details über die Surrogates und über die Möglichkeit die Surrogates von ihren Operatoren per remote zu trennen, zum Beispiel während der Ausführung einer Straftat. Des Öfteren sieht man, was passiert, wenn Surrogate und Operator getrennt werden: die Surrogates bleiben einfach stehen, genau so, wie sie gerade sind. Die Augen werden etwas stumpf, das Gesicht etwas ausdrucksloser.
Dann stellt sich doch heraus, wer der getötete andere Surrogate war: der Sohn des Erfinders der Surrogates. Die Identität des Mörders wird aufgedeckt: ein Mensch. Eine Jagt beginnt, während der der Cop (Bruce Willis) seinen Surrogate „verliert“ (er wird von den Menschen im Reservat zerstört) und ab diesem Zeitpunkt eben doch wieder als normaler Mensch auf die Straße geht: das ist endlich der Bruce Willis, den wir kennen: verbraucht, Probleme mit der Frau, Glatze, Dreitagebart und nach ein paar Minuten Kratzer an Händen und im Gesicht.
Es gibt ein hin und her, der Anführer der Menschen hat seinen Auftritt. Die Funktionsweise der Waffe wird aufgedeckt: ein Software-Virus (gibt es einen Hardware-Virus?). Im Endeffekt stellt sich raus, dass der Anführer der Widerstandsbewegung selbst ein Surrogate ist, gesteuert vom Erfinder der Surrogates. Er will alle Surrogates vernichten, denn soweit wollte er es nicht kommen lassen: „Ich wollte doch nur, dass Menschen wie ich wieder laufen können“. Das Abschalten aller Surrogates weltweit soll mit Hilfe des Virus erledigt werden, und ja, die Operator sterben dann eben auch. Er nimmt sich das Leben, der Upload des Virus ins Surrogate-Netz läuft, Bruce rettet die Welt.
An genau dieser Stelle ist leider geschludert worden. Bruce schafft es im Surrogate seiner im Laufe des Films getöteten Kollegin die Verbindung der Surrogates zu ihren Operatoren zu trennen, trotzdem bewegen sich die Surrogates weiter, als wäre nichts geschehen. Leider unlogisch. Dann muss er sich entscheiden, ob er den Virus deaktivieren will (was kurz vorher angeblich absolut unmöglich war) und entscheidet sich dagegen, da er die Vorzüge des Lebens als normaler Mensch wohl wieder entdeckt hat. Alle Surrogates fallen bei der Aktivierung des Virus um, es wird kein Mensch verletzt (es gibt wohl keine Flugzeuge, Bahnen, … mehr).
Fazit: Das Ende ist leider schwach. Ansonsten ist der Film ganz gut, eine gute Mischung aus SciFi und Thriller. Auch zu Lachen gibt es ab und an was. Die Schauspieler machen ihre Sache ebenfalls gut: Bruce Willis, Ving Rhames und James Cromwell sind einfach eine gute Besetzung für solche Filme. Bruce Willis als abgerissener Cop, Ving Rhames als durchgeknallter „Prophet“ und James Cromwell als genialer Erfinder (schließlich hat er ja als Dr. Zefram Cochrane den Warp-Antrieb erfunden), der mit seinem Leben nicht klarkommt. Mit knapp unter 90 Minuten zieht sich der Film auch nicht ewig in die Länge. Trotzdem reicht einmal sehen.
Punkt.